VonLena Machetanz, Ärztin
und, Medizinredakteurin und Biologin
Martina Feichter
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
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Die D-Dimere sind Spaltprodukte des Fibrins. Sie werden bestimmt, um eine Thromboembolie auszuschließen, also einen plötzlichen Verschluss einer Vene oder Arterie durch ein Blutgerinnsel. Lesen Sie hier alles Wichtige über den D-Dimere-Referenzbereich für Kinder und Erwachsene und mögliche Ursachen für erhöhte und erniedrigte Messwerte!
Was sind D-Dimere?
Bei den D-Dimeren handelt es sich um Spaltprodukte des Fasereiweißes Fibrin, das eine große Rolle bei der Blutgerinnung spielt:
Durch das Zusammenlagern von Fibrin und Blutplättchen (Thrombozyten) bildet sich ein Blutpfropf – sowohl bei der gesunden Blutgerinnung (Wundheilung) als auch bei der krankhaften Bildung von Blutgerinnseln (Thromben) innerhalb intakter Gefäße. Solche Thromben können am Ort ihrer Entstehung ein Gefäß verstopfen (Thrombose) oder aber mit dem Blutstrom mitgerissen werden und an anderer Stelle einen Gefäßverschluss verursachen (Embolie).
Bei der Auflösung eines Pfropfs oder Blutgerinnsels (Fibrinolyse) werden die quervernetzenden Stränge im Fibrin gespalten. Dabei entstehen kleinere Fibrinfragmente, darunter auch die D-Dimere.
Wann bestimmt man die D-Dimere?
Der Arzt bestimmt die D-Dimere aus einer Blutprobe bei Verdacht auf eine Thromboembolie (wie Beinvenenthrombose, Lungenembolie) oder eine übermäßige Blutgerinnung (disseminierte intravasale Gerinnung).
Einen Hinweis auf einen Gefäßverschluss in den Beinen geben zum Beispiel folgende Beschwerden an der betroffenen Extremität:
- Schwellung
- dumpfer Schmerz
- bläuliche Färbung (Zyanose) durch die Unterversorgung mit Sauerstoff
- Überwärmung
- Schwere- oder Spannungsgefühl
- deutliches Hervortreten der Venen
D-Dimere als Ausschlussverfahren
Der „D-Dimere-Test“ hat eine geringe Spezifität, aber eine hohe Sensitivität. Das bedeutet einerseits, dass erhöhte Werte nicht direkt auf ein spezielles Krankheitsbild schließen lassen – ein positives Testergebnis kann also viele Ursachen haben und nutzt dem Arzt in der Diagnostik nicht ganz so viel.
Andererseits bedeutet es aber auch, dass der Test sehr sensibel auf Gefäßverschlüsse reagiert: Bei Patienten mit einem normalen D-Dimere-Wert ist ein Gefäßverschluss sehr unwahrscheinlich. Deshalb eignet sich der Laborwert gut, um den Verdacht auf einen Gefäßverschluss abzuklären.
D-Dimere: Normwerte
Der D-Dimere-Wert im Blut beträgt bei Erwachsenen normalerweise zwischen 20 und 400 Mikrogramm pro Liter (µg/l) betragen.
Achtung: Bei Frauen steigt zum Ende einer Schwangerschaft hin der D-Dimere-Wert natürlicherweise bis zu einem gewissen Grad an, ohne dass dies einen Krankheitswert hat. Der Arzt muss dies bei der Beurteilung des Laborwerts berücksichtigen.
Wann sind die D-Dimere erniedrigt?
Liegen die D-Dimer-Werte unterhalb des sogenannten Cut-offs, hat das keine Bedeutung.
Wann sind die D-Dimere erhöht?
Ursache für erhöhte D-Dimere ist meist ein thromboembolisches Ereignis, also ein Blutgerinnsel, das ein Gefäß verstopft. So ist der D-Dimere-Wert bei fast allen Patienten mit einer tiefen Beinvenenthrombose erhöht und sinkt innerhalb von wenigen Tagen bis Wochen wieder in den Normalbereich ab.
Neben der tiefen Beinvenenthrombose sind unter anderem folgende Erkrankungen oder Situationen eine mögliche Ursache für erhöhte D-Dimere:
- andere Thrombosen oder Embolien (wie Lungenembolie, Herzinfarkt etc.)
- Disseminierte intravasale Gerinnung (DIC, Verbrauchskoagulopathie)
- Operationen
- starke Blutungen
- Leberzirrhose
- Hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS)
- Krebserkrankungen
- Entzündungen wie „Blutvergiftung“ (Sepsis)
D-Dimere: Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft kommt es zu einem natürlichen Anstieg der D-Dimere. Gleichzeitig birgt eine Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln. Die Obergrenze, ab welche der Arzt bei einer schwangeren Patientin an eine Thromboembolie denken muss, liegt also höher als bei anderen Patienten (siehe oben: D-Dimere-Werte: Tabelle für Schwangere).
Was tun bei veränderten D-Dimeren?
Sind die D-Dimere erhöht, ist ein Gefäßverschluss möglich. Diesen Verdacht wird der Arzt zeitnah abklären, um gegebenenfalls sofort notwendige Gegenmaßnahmen ergreifen zu können.
Besteht etwa der Verdacht auf eine Lungenembolie, ist eine sogenannte CT-Angiographie sinnvoll – also eine computertomografische Untersuchung der Blutgefäße mithilfe eines Kontrastmittels. Zusätzlich kann der Arzt eine Ultraschall-Untersuchung des Herzens (Echokardiographie) durchführen: In Folge der Lungenembolie kommt es nämlich zu einer Belastung der rechten Herzkammer, die sich in der Untersuchung dann zum Beispiel durch eine Kammererweiterung oder eine Schwäche der betreffenden Herzklappen bemerkbar macht.
Vermutet der Arzt als Ursache der erhöhten D-Dimere eine Thrombose der Arme oder Beine, kommt ebenfalls eine spezielle Ultraschalluntersuchung zum Einsatz (sogenannte Kompressions- und Farbduplexsonographie). Damit kann der Arzt das vermutete Blutgerinnsel erkennen.
Wenn die Beschwerden und Risikofaktoren eines Patienten einen Gefäßverschluss sehr wahrscheinlich machen, wird der Arzt auch bei normalen Messwerten der D-Dimere eine bildgebende Untersuchung wie die CT-Angiographie durchführen.
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Wissenschaftliche Standards:
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern geprüft.
Autoren:
Lena Machetanz
Martina Feichter
Martina Feichter hat in Innsbruck Biologie mit Wahlfach Pharmazie studiert und sich dabei auch in die Welt der Heilpflanzen vertieft. Von dort war es nicht weit zu anderen medizinischen Themen, die sie bis heute fesseln. Sie ließ sich an der Axel Springer Akademie in Hamburg zur Journalistin ausbilden und arbeitet seit 2007 für NetDoktor (zwischenzeitlich als freie Autorin).
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Quellen:
- Arnold, U.: Pschyrembel Klinisches Wörterbuch 2013, Walter de Gruyter Verlag, 264. Auflage, 2013
- Balletshofer, B. et al.: Herz und Gefäße, Georg Thieme Verlag, 2006
- Barthels, M. et al.: Das Gerinnungskompendium, Georg Thieme Verlag, 2. Auflage, 2013
- Dörner, K.: Taschenlehrbuch Klinische Chemie und Hämatologie, Georg Thieme Verlag, 8. Auflage, 2013
- Gressner, A. M. & Arndt, T.: Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik, Springer Verlag, 2007
- Hagemann, O.: Laborlexikon, www.laborlexikon.de (Abruf: 10.12.2017)
- Infoportal des Berufsverbands Deutscher Internisten e.V.: www.internisten-im-netz.de (Abruf: 10.12.2017)
- Marx, G. et al: Die Intensivmedizin, Springer Verlag, 12. Auflage, 2015
- Nüllen, H. et al.: VTE – Venöse Thromboembolien, Springer Verlag, 2014